RYA Yachtmaster im Vergleich zum SSS/SHS
Der britische Yachtmaster der Royal Yaching Association (RYA) ist der Segelschein mit der weltweit höchsten Anerkennung und Akzeptanz. Doch wie verhält sich der Yachtmaster eigentlich zu den vom DSV (Deutscher Segler-Verband) vergebenen Segelscheinen, wo liegen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Voraussetzungen, der Prüfungsinhalte, der Prüfungsdurchführung und dem Nutzen der Scheine? Wir wagen einen Vergleich anhand der beiden höchsten von der RYA vergebenen Scheine (Yachtmaster Offshore und Yachtmaster Ocean) mit denen des DSV (Sportseeschifferschein und Sporthochseeschifferschein). Der Autor hat beide Ausbildungssysteme vollständig durchlaufen und ist im Besitz sowohl des britischen Yachtmaster Ocean als auch des Sporthochseeschifferscheins.
Voraussetzungen
Um den Sportseeschifferschein (SSS) ablegen zu können, muss man ein Mindestalter von 16 Jahren haben, im Besitz des Sportbootführerscheins See (SBF See) sein und einen Nachweis von 1.000 Seemeilen nach Erwerb des Sportbootführerscheins oder 700 Seemeilen nach Erwerb des Sportküstenschifferscheins (SKS) erbringen. Davon müssen mindestens 500 Seemeilen vor dem Ablegen der theoretischen Prüfung nachgewiesen werden. Die Seemeilennachweise müssen auf Yachten im Seebereich (im Geltungsbereich der Seeschifffahrtsstraßen) als Wachführer oder dessen Vertreter erbracht werden.
Für den Sporthochseeschifferschein (SHS) gilt ein Mindestalter von 18 Jahren und der Besitz des Sportseeschifferscheins als Voraussetzung. Des Weiteren müssen 1.000 Seemeilen nach Erwerb des Sportseeschifferscheins nachgewiesen werden (davon mindestens 500 Seemeilen vor der theoretischen Prüfung).
Um die Prüfung des RYA Yachtmaster Offshore ablegen zu können, müssen in den letzten 10 Jahren vor der Prüfung folgende Voraussetzungen erfüllt werden:
- 50 Tage auf See auf einer seetüchtigen Segelyacht
- 5 Tage als Skipper auf Yachten mit weniger als 24 Metern Länge über alles
- 2.500 Seemeilen auf einer seetüchtigen Segelyacht
- 5 Seepassagen mit einer Länge von über 60 Seemeilen, davon 2 Seepassagen mit Übernachtung und 2 Seepassagen als verantwortlicher Skipper
Dabei ist zu berücksichtigen, dass mindestens die Hälfte der erforderlichen Tage/Seemeilen in Gezeitengewässern erbracht werden muss und auf Yachten mit weniger als 24 Metern Länge über alles. Es gilt ein Mindestalter von 18 Jahren.
Für die Zertifizierung muss man ferner im Besitz eines Funkbetriebszeugnis (Short-range certificate) und die Absolvierung eines Erste-Hilfe-Kurses nachweisen.
Zum Ablegen der Prüfung des RYA Yachtmaser Ocean muss eine so genannte qualifying passage zurückgelegt werden (innerhalb von 10 Jahren nach Ablegung der Prüfung zum RYA Yachtmaster Offshore), welche die folgenden Kriterien erfüllt:
- 600 Seemeilen, davon mindestens 200 Seemeilen mit einem Abstand von 50 Seemeilen zur Küste oder kartierten Objekten, die zur Navigation verwendet werden könnten
- Dauer von mindestens 96 Stunden
- Der Prüfungskandidat muss vollständig an der Planung und Vorbereitung der Seepassage teilgenommen haben, einschließlich: Navigationsplanung, Überprüfung des Zustands der Yacht und ihrer Ausrüstung, Bevorratung von Ersatzausrüstung, Treibstoff, Wasser und Proviant
- Während der gesamten Passage muss der Prüfungskandidat in verantwortlicher Funktion gehandelt haben, entweder als alleiniger Wachführer oder als Skipper
- Der Prüfungskandidat muss erfolgreich eine Yacht auf See mit Astro-Navigation navigiert haben. Dies sollte mindestens die Planung, Reduzierung und Aufzeichnung einer Sonne-Lauf-Meridian-Höhe oder einer Sonne-Lauf-Sonne-Sichtung und eine Kompassprüfung umfassen, die anhand der Peilung von Sonne, Mond, einem Stern oder Planeten durchgeführt wird
- Die Dokumentation der qualifying passage und die Aufzeichnungen zur angewandten Astronavigation müssen dem Prüfer mindestens 48 Stunden vor der Prüfung vorliegen
Fazit: Die Zulassungsvoraussetzungen für den Yachtmaster sind wesentlich umfangreicher, umfassen neben den höheren Anforderungen an Seemeilennachweisen auch Nachweise von einer Mindestanzahl an Seetagen und praktische Erfahrung als verantwortlicher Skipper.
Prüfungsinhalte
Die Prüfung zum Sportseeschifferschein teilt sich in einen schriftlichen und einen praktischen Teil auf.
In der schriftlichen Prüfung müssen umfangreiche Kenntnisse in der Navigation, Seemannschaft, dem Schifffahrtsrecht und der Wetterkunde nachgewiesen werden.
In der praktischen Prüfung müssen dem Prüfer die Kenntnisse im Führen einer Yacht in küstennahen Seegewässern gezeigt werden. Dies umfasst die Seemannschaft (Rettungsmanöver, Notfall-Management, Handhabung von Yachten, Technik an Bord), Navigation (inklusive Radar) und die Wetterkunde.
Die Prüfung zum Sporthochseeschifferschein ist im Wesentlichen eine Theorieprüfung, die schriftlich und mündlich abgenommen wird. Sie umfasst die Themenbereiche Navigation (inklusive astronomischer Navigation), Schifffahrtsrecht (inklusive internationalen Schifffahrtsrecht), Wetterkunde (inklusive tropischer Wirbelstürme) und die Handhabung von Yachten (mündliche Prüfung). Innerhalb der Teilgebiets Navigation muss darüber hinaus die Handhabung eines Sextanten praktisch demonstriert werden.
Zu den detaillierten Inhalten der Prüfung zum SSS/SHS verweisen wir auf die Richtlinien zur Durchführung der Aufgaben nach § 2 der Sportseeschifferscheinverordnung des Deutschen Segler-Verband e.V.
Die Prüfung zum Yachtmaster Offshore ist eine rein praktische Prüfung. Es geht im Wesentlichen darum, dass der Prüfer die Skipperfähigkeiten des Kandidaten beurteilt. Dies umfasst das Bootshandling, Seemannschaft, Navigation, Wetterkunde, das allgemeine Sicherheitsbewusstsein und die Kenntnisse der Kollisionsverhütungsregeln.
Während der mündlichen Prüfung zum Yachtmaster Ocean muss der Kandidat Fragen zu allen Aspekten eines Hochseetörns auf einer Yacht beantworten, einschließlich Törnplanung, Navigation, weltweite Meteorologie, Crew-Management und Yachtvorbereitung, Wartung und Reparatur. Der schriftliche Prüfungsteil zum Yachtmaster Ocean befasst sich mit der Astronavigation und weltweiter Meteorologie. Dieser muss aber nicht absolviert werden, wenn vorher ein Theoriekurs zu diesen Themen an einem RYA anerkannten Trainingscenter abgeschlossen wird.
Für weitere Informationen zur Organisation und Inhalten der RYA-Prüfungen verweisen wir auf den RYA Yachtmaster Scheme Syllabus.
Fazit: Die Prüfungsinhalte decken sich im Wesentlichen, es wird in den umfangreichen DSV-Theorieprüfungen aber mehr detailliertes Wissen abgefragt, während sich die RYA hier wesentlich praxisnäher gibt.
Durchführung der Prüfungen
Eines der wesentlichen Unterschiede zwischen beiden Systemen besteht in der Art, wie das Wissen und die Fähigkeiten der Prüfungskandidaten geprüft werden. Während es beim SSS/SHS ausgedehnte schriftliche Prüfungen gibt, verzichtet der Yachtmaster fast vollständig auf schriftlich abgefragtes Wissen. Dies heißt aber nicht, dass das Wissen nicht vorhanden sein muss. Es wird vielmehr während der ausgedehnten Prüfung an praktischen Beispielen abgefragt. Wir möchten uns daher die praktischen Prüfungen einmal genauer ansehen:
Neben einer mehrstündigen schriftlichen Prüfung ist beim Sportseeschifferschein eine praktische Prüfung (bei mindestens 2 Bft und maximaler Dauer von 90 Minuten) abzulegen. Die Leistungen werden von 2 Prüfern beurteilt, wobei sich ein Prüfer um die Themen unter Deck kümmert und der andere über Deck die Manöver ansieht. Kritische Situationen (zum Beispiel 2. Versuch beim Rettungsmanöver) schauen sich die Prüfer gemeinsam an.
Sämtliche Teilbereiche der Prüfung (Rettungsmanöver, Notfall-Management, Handhabung der Yacht, Technik an Bord, Navigation mit Papierseekarte/ECS/Radar, Wetterkunde) sind mit ausreichend zu bestehen.
Die Prüfung ist so angelegt, dass in relativ kurzer Zeit sämtliche Prüfungsinhalte am Fließband abgearbeitet werden und sich ein enormer Prüfungsdruck aufbaut. Die meisten Prüflinge absolvieren in den Tagen vor der Prüfung spezielle SSS-Vorbereitungstrainings, die sich genau mit den in der Prüfung abgefragten Themen/Manövern beschäftigen. Da die Prüfung in den meisten Fällen ähnlich abläuft und auch das Revier bekannt ist (die Trainings finden meist im selben Revier statt) lässt sich die Prüfung recht gut vorbereiten.
Die theoretische und praktische Prüfung muss insgesamt innerhalb einer Frist von 36 Monaten abgelegt werden.
Auch beim Sporthochseeschifferschein liegt der Fokus auf das Abfragen von Wissen in einer mehrstündigen schriftlichen Prüfung (240 Minuten Bearbeitungszeit). Neben dem schriftlichen Teil muss im Prüfungsfach Navigation die Handhabung eines Sextanten demonstriert werden, welches das Messen eines Vertikalwinkels, die Bestimmung der Indexberichtigung und die Erläuterung von weiteren Fehlermöglichkeiten am Sextanten beinhaltet (Prüfungsdauer: 10 Minuten). Zusätzlich wird der Teilbereich Handhabung von Yachten mündlich geprüft. Die mündliche Prüfung (Prüfungsdauer: 15 Minuten) kann sich mit folgenden Themen befassen:
- Organisatorische, technische und seemännische Aspekte der Führung von Yachten (z.B. Reiseplanung, Notfallplanung und -maßnahmen, Manövrieren, Technik an Bord)
- Fahren in schweren Wetter
- Verhalten in wirbelsturmgefährdeten Gebieten
Bei der Prüfung zum RYA Yachtmaster Offshore liegt der Fokus auf der praktischen Anwendung des Wissens und der Demonstration der Skipperfähigkeiten in einer ausgedehnten Praxisprüfung.
Die Praxisprüfung wird nur von einem Prüfer abgenommen und wird ausschließlich in englischer Sprache durchgeführt. Die Inhalte der Prüfung sind grob vorgegeben und beinhalten
- Vorbereitung von Boot und Crew
- Törnplanung
- Bootshandling
- Navigation und Kartenarbeit
- Seemannschaft
- Kollisionsverhütungsregeln
- Wetterkunde
Für einen Prüfkandidaten beträgt die Prüfungsdauer zwischen 8 und 12 Stunden, bei zwei Kandidaten zwischen 10 und 18 Stunden. Es können nicht mehr als 2 Kandidaten in 24 Stunden und nicht mehr als 4 Kandidaten in 48 Stunden geprüft werden.
Im Prinzip kann man sich die Prüfung so vorstellen, als ob man einen Tages- oder Wochenendtörn (je nach Anzahl der Prüfungskandidaten) macht, an dem der Prüfer teilnimmt und teilweise auch an Bord übernachtet. Dem Prüfer ergibt sich die Chance, über einen langen Zeitraum die Skipperfähigkeit des Prüflings zu beurteilen. Für den zu Prüfenden legt sich schneller der Prüfungsstress, da nicht geballt in kurzer Zeit sämtliche Manöver zu fahren sind. Es geht darum, dem Prüfer den Gesamteindruck zu vermitteln, dass man in der Lage ist eine Segelyacht verantwortlich zu führen.
Im Prüfungsgespräch (Mindestdauer 1,5 Stunden) des Yachtmaster Ocean wird die Dokumentation der qualifying passage und die Aufzeichnungen zur angewandten Astronavigation mit dem Prüfer besprochen. Der Prüfungskandidat muss Fragen hierzu beantworten und die getroffenen Entscheidungen (zum Beispiel Route, Creweinteilung, Proviantisierung) verteidigen. Es kommt auch vor, dass der Prüfer weniger Fragen bezüglich der qualifying passage stellt, sondern den Prüfungskandidaten einen fiktiven Blauwassertörn vorgibt. Der Prüfungskandidat bekommt dann eine kurze Vorbereitungszeit und hat dem Prüfer danach seine Törnplanung vorzustellen und er bekommt Fragen aus dem Bereich Navigation, Meteorologie, Crew-Management, Yachtvorbereitung, Wartung und Reparatur, die sich konkret auf diesen Törn beziehen.
Fazit: Der Schwerpunkt der DSV-Prüfungen liegt auf der Abfrage von detailliertem Theoriewissen, gepaart mit einer kurzen Praxisprüfung. Die RYA-Prüfung ist auf Grund Ihrer Konzeption wesentlich praxisrelevanter und der Prüfer hat wesentlich mehr Zeit, die tatsächlichen Skipperfähigkeiten zu beurteilen. Auf Grund der Länge der RYA-Prüfung können auch weiter entfernte Häfen/Buchten angesteuert werden und unvorhersehbare Situationen entstehen, auf die der Prüfungskandidat sich nicht direkt vorbereiten konnte und in der Prüfung eine Lösung finden muss. Die DSV-Prüfung ist auf Grund der Kürze fast eine reine Manöverprüfung. Es wird im Prinzip nur das runtergespult, was in der Vorbereitungswoche intensiv geübt wurde. Zudem findet die Prüfung meist auch noch in derselben Bucht statt, in der geübt wurde, so dass auch hier keine Überraschungen entstehen.
Nutzen der Scheine
Der Sportseeschifferschein ist einer der deutschen amtlichen Sportbootführerscheine und ist erforderlich zum Führen gewerblich genutzter Sportboote unter deutscher Flagge in küstennahen Seegewässern (alle Meere bis 30 Seemeilen vom Land sowie die gesamte Ost- und Nordsee, Ärmelkanal, Bristolkanal, Irische und Schottische See, Mittelmeer und Schwarzes Meer).
Der Sporthochseeschifferschein ist ebenfalls ein amtlicher Sportbootführerschein, der für die gewerbliche Nutzung von Sportbooten unter deutscher Flagge im Fahrtbereich weltweite Fahrt vorgeschrieben ist.
Sowohl der SSS als auch der SHS sind unbegrenzt gültig. Es ist zu beachten, dass bei gewerblicher Fahrt weitere Besatzungserfordernisse vorgeschrieben sind. Diese ergeben sich aus der Anlage 4 zur SeeSpbootV.
Der Yachtmaster Offshore qualifiziert für das Führen einer Yacht bis zu einer Entfernung von 150 Seemeilen vom Land, der Yachtmaster Ocean für weltweite Fahrt. Beide Scheine sind grundsätzlich unbegrenzt gültig. Es ist zu beachten, dass für die gewerbliche Nutzung ein Commercial Endorsement erforderlich ist, welches auf 5 Jahre beschränkt ist. Zur Erlangung und Verlängerung des commercial endorsement ist ein Seesicherheitstraining und eine Gesundheitsprüfung zu absolvieren.
Fazit: Die Anforderungen für die gewerbliche Nutzung der Scheine sind beim RYA wesentlich höher und die Ausstellung ist zeitlich beschränkt.
Die Frage nach dem persönlichen Nutzen der Scheine kann aber nur individuell beantwortet werden, da die Antwort von der Flagge der Yacht, deren Nutzung (privat/gewerblich) und zusätzlichen Vorschriften des Segelreviers abhängt. Grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass die RYA-Scheine eine höhere weltweite Akzeptanz und Anerkennung haben.
Wie ist Eure Meinung zu den Unterschieden und Gemeinsamkeiten? Wie sind Eure Erfahrungen mit den Prüfungen zum Yachtmaster und SSS/SHS? Anregungen, Kritik oder Verbesserungsvorschläge zum Beitrag? Wir freuen uns über Eure Kommentare und Rückmeldungen!
Möchtest Du Deine Skipperfähigkeiten verbessern? Finde hier Skippertrainings und Ausbildungstörns.
Hmm, für mich wird im Artikel versucht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Vielleicht sogar Äpfel mit Christbaumkugeln.
Einerseits ist völlig klar, dass Ausbildung der Engländer Umfangreicher ist. Man kann auch vermuten, dass mancher Prüfungsstoff Praxisrelevanter ist.
Nun ist es eben aber so, dass bei gewerblicher Fahrt unter Bundesflagge gesetzliche Gegebenheiten zu beachten sind. Und damit sind die Notwendigkeiten klar. Du musst den Schein machen, den Du brauchst.
Zum Segel brauchst Du ein Boot und Respekt vor der See.
Hallo Henrik,
vielen Dank für Dein Feedback. Es ging in den Beitrag darum Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den beiden Ausbildungssystemen herauszuarbeiten.
Besten Gruß
Marcel
Also bei steht:
Whereas you have been examined to the standards approved by the Department of Transport (Marine Directorate) and duly qualified as a Yacht Master , the Royal Yachting Association hereby grant you…..
Der DSV gibt die Segelscheine aus (genauer gesagt: die Zentrale Verwaltungsstelle im Deutschen Segler-Verband e.V. )
Wo ist der Unterschied ? UK RYA und DL DSV
Na, da sind doch mal wieder kräftig die RYA-Werber unterwegs. Mit den üblichen Fehlinformationen. RYA-Scheine sind explizit Verbandsscheine, ohne jegliche gesetzliche Relevanz. Sie können deshalb auch nicht in andere nationale amtliche Führerscheine umgeschrieben werden. Und gleich zu Beginn vernebelt der Autor bewusst oder unbewusst gleich weiter: SSS und SHS werden eben nicht vom DSV herausgegeben, sondern sind wie SKS und SBF See und SBF Binnen amtliche Führerscheine, die vom Verkehrsministerium ausgegeben werden. Das sieht man u.a. am deutschen Hoheitszeichen.
Deshalb haben sie internationale Gültigkeit und Relevanz, während die RYA-Scheine „international höchstes Ansehen genießen“ können, ohne Relevanz zu haben. Den Engländern ist nun mal auf ihren Yachten kein Führerschein vorgeschrieben, und nach internationalem UN-Recht zur gegenseitigen Anerkennung von Führerscheinen gilt zunächst mal bei der Ein- oder Durchreise mit seiner unter jeweiliger Landesflagge fahrenden Yacht das, was im Herkunftsland gilt. Also darf der Engländer eben auch im Ausland seine Yacht mit seinem (keinem) Schein fahren. Der RYA-Schein muss aber in Fremdländern nicht unbedingt anerkannt sein und kann auch nicht umgeschrieben werden.
Sie müssen den z.B. in Deutschland für deutsche Staatsbürger vorgeschrieben Führerschein trotz aller RYA-Qualifikationen trotzdem nochmals erwerben. Unter dieser Betrachtung ist ein RYA-Schein gar nicht wert.
Und mit Verlaub: Der RYA-Ausbilder ist zugleich der Prüfer. Da gibt es sicherlich gute Leute darunter. Die gibt es auch bei uns, wie in Polen, Frankreich und sonstwo. Und da gibt es auch in England die, die den Schein am Ende jedem geben. So wie es auch bei uns in Deutschland – immerhin staatlich beschallte und damit offiziell unabhängige – Prüfer gibt, die den Schein am Ende jedem geben.
Wo also liegt der Unterschied wirklich? Im Ausbilder und seiner individuellen Vermittlung von Kenntnissen. Sind die Engländer per se die besseren Segler, oder die Franzosen, oder die Italiener? Vergleichen wir doch mal die Unfallstatistiken, und wir werden feststellen, dass die Unterschiede länderübergreifend mariginal sind. Weil der eigentliche ErFAHRungsschatz nach dem Erwerb des Führerscheins entsteht. Ich segle seit 50 Jahren, und lerne noch immer bei fast jedem Törn was dazu.
Immer ’ne Handbreit Wasser unterm Kiel!
Hallo Hans-Peter,
vielen Dank für Dein Feedback. Ich gebe Dir vollkommen Recht: Der Erfahrungsschatz, den man nach dem Erwerb von Segelscheinen erwirbt, macht einen guten Segler aus. Aber darum ging es in dem Beitrag auch nicht.
Zwei Anmerkungen zu Deinen Aussagen:
– Der RYA-Ausbilder ist nicht der Prüfer in der Yachtmaster Praxisprüfung
– Der DSV gibt die Segelscheine aus (genauer gesagt: die Zentrale Verwaltungsstelle im Deutschen Segler-Verband e.V. )
BG
Auch der DMYV gibt die Scheine bis zum SKS aus. Das sind die Verwaltungsstellen, vom Verkehrsministerium beauftragt. Die Scheine selbst sind amtliche Scheine, also staatlich herausgegebene Scheine, und unterliegen dem Führerscheinübernahmegesetz der UN, was für RYA-Scheine eben nicht gilt.
Es sind wie im Beitrag beschrieben amtliche Scheine, die vom DSV herausgegeben werden, weil dieser vom Verkehrsministerium mit der Prüfung und Erteilung von Sportbootführerscheinen und Funkzeugnissen beauftragt ist.
Hans-Peter, es steht auf den Scheinen sogar drauf das diese vom DSV ausgestellt sind. Die Yachtmasterprüfung wird übrigens von einem RYA Examiner abgenommen, nicht von der ausbildenden Schule.
Mir scheint, hier herrscht relativ viel Unwissen:
– außer dem SBF Motor (ICC Motor) und dem Funkschein (SRC) ist KEIN Segelschein für den Ocean verpflichtend! Dh nicht, dass es nicht sinnvoll ist, zur eigenen Sicherheit (und der der Mitsegler) die Ausbildung zu machen.
– außerdem verlangen Vercharterer und Versicherungen den Segelschein als ‚Befähigungsnachweis‘ – ob er ‚amtlich‘ ist, ist denen nicht wichtig. In Nord- und Ostsee, sowie im Mittelmeer sind die deutschen Scheine ebenfalls bekannt und akzeptiert, international ist allerdings hauptsächlich der RYA anerkannt.
– nach dem Erwerb des RYA Day Skipper Scheines kann man auch sich auch mit diesem einen s.g. ICC (international certificate of competence) von UK ausstellen lassen – vorausgesetzt man ist britischer Staatsbürger. Für Deutsche geht das leider nicht. Es ist also genau das gleiche System, wie in D, nur halt von UK für Briten.
Fazit: Der RYA Schein ist also nicht ‚minderwertiger‘ – und Segeln lernt man damit eher, auch wenn nachher kein Bundesadler auf dem Plastikkärtchen prangt… 😉
Herzlichen Dank für Ihren Artikel.
Als Leiter von 2 RYA Trainingszentren (im Solent und auf Lanzarote) möchte ich ergänzen, dass in letzter Zeit zusätzlich zu den “Hardskills” ganz besonders die kommunikativen Fähigkeiten der Kandidat*innen im Mittelpunkt stehen. Ein Yachtmaster muss in der Lage sein, als guter Crew-Leader die Mannschaft auf das folgende Manöver oder die geplante Strecke vorzubereiten und auch in schwierigen Situationen ruhig und routiniert “führen”.
Außerdem ist die sogenannte “Recoverage-Time” nach gemachten Fehlern ein wichtiger Gradmesser für Führungsqualitäten. Jeder von uns macht Fehler, aber nicht alle sind in der Lage, schnell einen Plan-B zu entwickeln …
Herzliche Grüße
Clemens Stecher – Yachtmaster Instructor / MCO Sailing / MCO Sailing Canaries
Hallo Clemens,
vielen Dank für Deine Rückmeldung und den aktuellen Hinweis aus der Praxis!
Besten Gruß
Marcel vom Törnfinder
Guter Beitrag, vielen Dank, für die Zusammenfassung. In Deutschland wird halt gerne und umfangreich theoretisches Wissen abgefragt. Der SHS ist ja sogar ein reiner Theorie-Schein. Die wichtige Crewführung kann ja in der Kürze der DSV Prüfungen gar nicht beurteilt werden. Das drückt sich ja auch in der Bezeichnung aus: Ein Certificate of Competence ist halt etwas Anderes als ein Führerschein….
Dennoch kommt man bei den deutschen Yachten ja nicht um deutsche Scheine herum, da in Anlage 4 (zu § 15 Abs. 2)
Besetzung von gewerbsmäßig genutzten Sportbooten, der kleine Hinweis „oder gleichwertig“ fehlt.
Hallo HP,
Danke für Dein Feedback. Ja, es ist richtig. Für ein gewerblich genutztes Boot unter deutscher Flagge benötigt man die entsprechenden deutschen Scheine.
Besten Gruß
Danke für die tolle Gegenüberstellung. Die DSV-Prüfungen sind ein Witz: Ablegen, ein paar Manöver, Anlegen. Was will der Prüfer in so kurzer Zeit beurteilen. Auch mit Glück zu schaffen, beim den langen RYA-Prüfungen braucht man zumindest etwas können.
Interessanter Vergleich! Als Engländer mit RYA Qualifikation der in Deutschland Segeln in einem Verein unterrichtet hat, fiel es mir schwer den Vereinsmitgliedern zu sagen dass die RYA Qualifikationen wesentlich umfangreicher sind was die Praxis angeht. Da fielen meine Kommentare immer aif Argumente wie „Ist doch alles dasselbe“ oder „Naja, besser sind RYA Qualifikationen auch nicht!“
Es wäre interessant den Vergleich SKS zum Day Skipper oder Coastal Skipper zu machen.
Hallo J.boland, Danke für Deine Rückmeldung. Stimmt, der Vergleich SKS zum Coastal Skipper ist mit Sicherheit auch interessant. Etwas für einen zukünftigen Blogbeitrag:-) BG