Segeln an der Côte d’Azur
Von der Badeplattform in glasklares Wasser springen, die Seealpen als Panorama im Hintergrund, dazwischen weltbekannte Küstenorte wie Saint-Tropez, Cannes, Nizza, Antibes und Monaco: Willkommen an der Côte d’Azur! Dieser Törnbericht beschreibt einen einwöchigen Törn an dem wohl berühmtesten Abschnitt der französischen Mittelmeerküste. Ausgangshafen ist Bormes-les-Mimosas und gesegelt wird in östlicher Richtung bis nach Antibes. Auf dem Rückweg werden die Îles d’Hyères angesteuert.
Revier: Französische Mittelmeerküste/Côte d‘Azur
Route: Bormes-les-Mimosas – Saint-Tropez – Antibes – Îles de Lérins – Fréjus – Îles d’Hyères – Bormes-les-Mimosas
Seemeilen: 162
Reisezeit: Mitte September 2021
Segelyacht: Jeanneau Sun Odyssey 410 (Baujahr 2020)
Vercharterer: Kiriacoulis Mediterranean
Samstag – Ankunft in Bormes-les-Mimosas
Die Côte d’Azur erstreckt sich von Cassis bis Menton an der italienischen Grenze. Der Starthafen unseres Törns liegt in Bormes-les-Mimosas, welches grob in der Mitte liegt und als idealer Ausgangspunkt für Törns sowohl in westlicher Richtung nach Marseille als auch für den von uns geplanten Törn in östlicher Richtung nach Menton gilt.
Bormes-les-Mimosas hat eine moderne Marina mit ca. 950 Liegeplätzen, Tankstelle und diversen Restaurants. Strände und Einkaufsmöglichkeiten (mit Lieferservice zum Boot) sind fußläufig erreichbar.
Das Zuhause für die kommende Woche soll eine Jeanneau Sun Odyssey 410 (Baujahr 2020) sein. Die Yacht ist mit Rollgenua, Lattengroßsegel, Bugstrahlruder, Badeplattform, 3 Kabinen mit Doppelkojen, 2 Nasszellen (jeweils mit WC und abtrennbarer Dusche), ausgestattet. Wir, eine 6-köpfige Chartercrew aus Berlin und Aschaffenburg, sind überrascht von dem Platzangebot auf 41 Fuß. Die Yacht hat als Besonderheit nach achtern abfallende Seitendecks, welche es ermöglichen, ohne über das Cockpitsüll zu klettern vom Cockpit auf das Vorschiff zu gelangen. Die Übergabe mit dem Vercharterer war unkompliziert und schnell. Insgesamt war die Yacht in einem sehr guten Zustand und sollte uns in der Woche keine Probleme bereiten. Auffällig war nur, dass der Vercharterer weder bei Übergabe noch bei Rückgabe der Yacht die Segel kontrolliert. Auch ein Abtauchen der Yacht bei Rückgabe blieb aus.
Sonntag – Bormes-les-Mimosas nach Saint-Tropez/Marines de Cogolin – 30 Seemeilen
Der erste Segeltag beschert uns gleich perfektes Segelwetter. Die Wetterapps und der Aushang beim Hafenmeister sagen Windstärke 6 bei Winden aus nordwestlicher Richtung voraus, so dass wir am Vormittag mit Ziel Saint-Tropez ablegen. Für die Reservierung der Liegeplätze nutzen wir die Navily-App, an der fast sämtliche Marinas in Frankreich angeschlossen sind. Hier kann man nach Hinterlegung der Bootsdaten mit einem Klick einen Liegeplatz anfragen. Die Bestätigung erfolgt meist innerhalb von wenigen Minuten. Die App enthält auch einen Kommentarbereich, in der Nutzer Marinas und Ankerplätze bewerten, welches wir als nützlich empfunden haben.
Wir segeln die gesamte Strecke bis zum Cap de Saint-Tropez nur mit der Genua. Die Performance der Yacht ist überraschend gut, so dass wir im Durchschnitt mit einer Geschwindigkeit von 7,5 Knoten segeln.
Nach Umrundung des Kaps und der Einfahrt in den Golf von St. Tropez wird der Wind stärker und erreicht in Böen Windstärke 8. Der Hafen von Saint-Tropez ist auf Grund des direkt in die Hafeneinfahrt fallenden Windes gesperrt. Wir funken (Kanal 9 für alle Marinas entlang der Côte d’Azur) die weiter westlich gelegene und besser geschütze Marina de Cogolin an und bekommen dort einen Platz im äußeren Hafenbecken „La Brigantine“. Das Anlagemanöver verlief problemlos, innerhalb der Marina hatte der Wind auch stark nachgelassen. Nach dem obligatorischen Anlegerbier macht sich der Skipper auf zum Hafenmeister, um die Hafengebühr zu bezahlen. Es sollte ein längerer Ausflug werden. Die Dimension der Marina mit Ihren 1500 Liegeplätzen erschließt sich erst auf dem Weg rund um die Hafenbecken. Hin- und Zurück ist man gut 1,5 Stunden unterwegs. Am nächsten Morgen legen wir die Strecke mit dem Dinghy zurück.
Den Abend verbringen wir in den Gässchen und am Hafen von Saint-Tropez, welches wir mit dem öffentlichen Bus (3 Euro) erreichen.
Montag – Marines de Cogolin nach Antibes – 35 Seemeilen
Auch der zweite Tag startet bei weiterhin nördlichen Winden (Windstärke 4-5) mit perfekten Segelbedingungen. Kurz nach Verlassen der Marina setzen wir das erste Mal unser Großsegel und machen uns auf den Weg nach Antibes. Wir genießen den Blick auf die Seealpen, passieren die Îles d’Hyères, das Cap d‘Antibes und kommen am frühen Nachmittag in Antibes an.
Der Hafen Vauban-Antibes ist mit seinen 1.700 Liegeplätzen einer der größten Europas und beherbergt am „Kai der Milliardäre“ einige der längsten und teuersten Superyachten der Welt.
Der Hafen liegt direkt zwischen Altstadt und dem Fort Carré, das auf einem Felsen gelegenen Burg-Areal welches einen faszinierenden Blick auf die 75.000-Einwohner-Stadt gewährt.
Antibes ist bekannt für seine wunderschöne Altstadt, die von Befestigungsmauern aus dem 16. Jahrhundert umgeben ist. Hier befindet sich auch das Picasso-Museum, welches im ehemaligen Atelier des Künstlers beheimatet ist. Wir beenden den Tag mit einem Spaziergang durch die Gassen der Altstadt, einem Dinner in der offenen Halle des provenzalischen Marktes und einem Abstecher in die Absinth-Bar.
Dienstag – Antibes nach Îles de Lérins – 15 Seemeilen
Der ursprüngliche Plan, bis nach Menton zu segeln und Monaco zu besuchen, wurde auf Grund der schwachen vorausgesagten Winde aufgegeben. Wir nutzen die gewonnene Zeit für eine Morgenwanderung am Cap d’Antibes. Mit dem Bus fahren wir zum Plage de la Garoupe, wo der Wanderweg beginnt. Die Wanderung führt direkt an der wilden und zerklüfteten Küste entlang, vorbei an imposanten Villen, kleinen Buchten und Stränden. Für die ca. 4,5 km benötigt man ca. 2 Stunden.
Impressionen vom Cap d’Antibes:
Gegen Mittag legen wir ab und machen uns auf den Weg zu den Îles de Lérins, eine kleine Inselgruppe vor der Küste von Cannes. Wir ankern zwischen der Insel Saint-Marguerite und der Insel Saint-Honorat in 6 Meter Tiefe auf Sand. Auf der größeren Insel (Saint-Marguerite) befand sich mal ein Gefängnis, deren berühmtester Insasse der sagenumwobene Mann mit der eisernen Maske war. Auf der kleineren Insel befindet sich ein Kloster mit angeschlossenen Weinbergen. Hier werden auch regelmäßig Weinverkostungen angeboten.
Wind und Welle stehen genau zwischen den Inseln und damit direkt auf unseren Ankerplatz. Am Anfang noch etwas unruhig, wird es zur Nacht entspannter. Den restlichen Tag verbringen wir mit schwimmen und sonnenbaden und genießen den Sonnenuntergang über Cannes.
Mittwoch – Îles d’Hyères nach Fréjus – 20 Seemeilen
Über Nacht hat der Wind und damit auch die Yacht gedreht, so dass wir nun auch den Sonnenaufgang von bester Position aus dem Cockpit heraus sehen können.
Nach dem Frühstück heben wir den Anker. Das Tagesziel soll eine Marina sein um unsere Wassertanks und Proviant aufzufüllen. An der Côte d’Azur hat man die Qual der Wahl: Es scheint hier alle paar Seemeilen eine Marina zu geben. Die Entscheidung für den heutigen Tag fällt auf Fréjus. Eine moderne Marina mit ca. 700 Liegeplätzen. Die Reservierung mit Naviliy und die Einweisung durch das Marinapersonal funktionierte einwandfrei. Eigene Leinen werden nicht benötigt, das Marinapersonal reicht die am Steg fest angebrachten Achterleinen zu uns über.
Am frühen Abend gehen wir die Promenade entlang nach Saint-Raphael, wo wir auch in einem Fischrestaurant in der Altstadt einkehren.
Donnerstag – Fréjus nach Port Cros – 40 Seemeilen
Am Morgen besorgen wir im nahegelegenen Supermarkt das Proviant für die nächsten beiden Tage. Die Gefahr ohne Anlegerdrink im nächsten Hafen anzukommen ist erst einmal gebannt.
Für den ersten Teil des Tages haben wir einen ausgedehnten Badestopp am Plage de Pampelonne eingeplant, in der Hoffnung unseren Mittagssnack im legendären Club 55 (der Mutter aller Strandbars) einzunehmen. Leider lässt der auflandige Wind und die recht hohen Wellen das Ankern nicht zu.
Wir sehen auch kein anderes Boot, das bei diesen Wellen am Strand geankert hat und setzen unseren Weg zu unserem heutigen Tagesziel, Port Cros, fort. Port-Cros ist eine der drei großen Inseln der Inselgruppe Îsles d’Hyères.
Der Hafen bietet 75 Liegeplätze und 40 kostenpflichtige Bojen. Weder Liegeplätze noch Bojen lassen sich reservieren, es hilft nur die frühe Ankunft. Wir erwischen eine Boje nah an der Küste in 3 Meter Tiefe. Das Wasser ist glasklar und man kann die Fische und das Seegras vom Boot aus bewundern.
Die gesamte Insel steht unter Naturschutz (eine Bedingung der ehemaligen Eignerfamilie, die die Insel dem französischen Staat übertrug) und ist bis auf wenige Ausnahmen autofrei.
Wir verbringen den Abend in einem der Restaurants im Hafen und in der angrenzenden Cocktailbar.
Freitag – Port Cros über Île de Porquerolles nach Bormes-les-Mimosas – 22 Seemeilen
Ein Teil der Crew startet den Tag mit einem Bad im türkisfarbenen Wasser, der andere Teil begibt sich auf Morgenwanderung und erkundschaftet die verschiedenen Festungen in Hafennähe.
Es geht vorbei am Fort du Moulin, dem Fort de l’Estissac bis zum Fort de l’Eminence. Auf der Strecke ergeben sich sehr schöne Aussichten auf die Bucht von Port-Cros.
Am letzten Tag zieht es uns noch einmal etwas weiter westlich in Richtung Îsle de Porquerolles. Hier ankern wir in 5 Metern Tiefe am Plage de la Courtade zu einem ausgiebigen Badestopp. Einige von uns machen sich am Strand entlang auf den Weg zum Port de Porquerolles.
Die Rückfahrt nach Bormes-les-Mimosas legen wir unter Maschine zurück. An der Tankstelle der Marina füllen wir den Dieseltank auf. Die Übergabe der Yacht erfolgt am nächsten morgen und verläuft ohne Beanstandungen.
Die Crew verlängert das Wochenende in Nizza und Monaco. Hier noch einige Impressionen:
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Ein toller Törnbericht und schöne Bilder😍
Danke Silke