Geplant war ein entspannter Törn ab Pula – doch ein Kühlwasserleck und die Bora verzögerten den Start. Trotz Warnungen und ohne Bugstrahlruder ging’s mit einem Spezialmanöver aufs Meer. Ideales Segelwetter führte über Rovinj und Savudria nach Triest. Ein kurzer Besuch der Guardia di Finanza, dann: Espresso und Gastlandflagge – Ankunft gelungen.
Land: Italien, Kroatien, Slowenien
Starthafen: Veruda
Zielhafen: Triest
Route: Veruda - Rovinj - Savudria -Triest
Seemeilen: 80
Reisezeit: 27.03.2025 – 29.03.2025
Segelyacht: Monohull, Sun Odyssey, 45 Fuß
Mit „großen Eiern“ Richtung Triest – eine abenteuerliche Nordadria-Reise
Eigentlich hätt’s ja ganz entspannt losgehen sollen. Eigentlich. Der Plan war klar: Frühmorgens ablegen und gemütlich Richtung Triest segeln. Aber wie das halt so ist mit Plänen auf See – das Meer und die Technik haben meistens ihre eigene Meinung.
Es hat damit angefangen, dass ich vor dem Ablegen einen schnellen Blick in die Motorbilge geworfen hab. Für die Landratten unter uns: Das ist der Bereich unterm Motor, wo man sich wünscht, kein Wasser zu sehen. Leider glitzerte da unten das Kühlwasser fröhlich vor sich hin – genau dort, wo es sicher nicht hingehört. Also: Mechaniker her!
Der ist dann auch gekommen, hat ein bisserl geschaut, sich am Schädel gekratzt und mir ganz wichtig erklärt: „You were driving with full power for many hours!“
Jaja, eh klar… Ich hab den ganzen Tag gemütlich im Hafen verbracht und das Boot vorbereitet – weit und breit kein Gashebel in Aktion.
Während draußen die Bora mit bis zu 140 km/h über den Velebit gepeitscht ist (laut Wetterbericht allerdings „eh ein Stückerl südlicher“), sind wir immer noch brav in der Marina Veruda bei Pula festgesessen. Ziel war Triest – für mich eine der schönsten Städte an der Nordadria, mit diesem feinen Hauch von altösterreichischem Flair. Nur leider war’s statt 8 Uhr am Vormittag inzwischen schon 11, der Wind frischte ordentlich auf, und der Mechaniker war immer noch am Herumwerken.
Um halb zwölf dann endlich das erlösende: Leck gefunden, „provisorisch“ abgedichtet. Der Techniker hat mir zum Abschied noch einen netten Schmäh mitgegeben:
„You have big balls if you go now. I would not go for many money.“
Ich hab ihm freundlich zugenickt. Die Westküste von Istrien kenn ich – und drei Tage im Hafen herumsitzen? Sicher nicht.
Dann der nächste Einwand: „But you have no bow thruster – you cannot get out of the parking!“
Meine Antwort: „I have my special manoeuvre.“
Springleine auf die Mittelklampe, ein Trick aus der Trickkiste, das Boot dreht sich elegant um 90 Grad – und schon waren wir draußen.
Also: Mit großen Eiern, aber ohne Bugstrahlruder, hinaus aufs Meer. Der Wind, der im Hafen noch gefährlich gepfiffen hat, war draußen genau das, was man sich wünscht: feiner Segelwind, kaum Welle, richtiges „Happy Sailing“. Vorbei an Rovinj, bis wir nach gut sechs Stunden Fahrt nördlich von Vrsar in einer ruhigen Bucht den Anker fallen ließen. Während anderswo die Bora gewütet hat, haben wir seelenruhig unter dem Sternenhimmel geschlafen.
Am nächsten Tag ging’s weiter Richtung Norden. Ein herrlicher Segeltag, ein bisserl sportlich, einige Wenden zum Höhegewinnen, und am Abend haben wir an einer Boje im kleinen Fischerhafen von Savudria festgemacht. Die Hafeneinfahrt dort? Schmal wie ein Nadelöhr, offiziell 12 Meter, aber ob da wirklich die ganze Breite mit 2,10 Meter Tiefgang befahrbar ist, möchte ich nicht schwören. Das Dörferl besteht gefühlt zu 90 Prozent aus Fischern – und auch hier hatten wir, trotz Bora, wieder eine ruhige Nacht.
Am nächsten Morgen war der Wind dann fast weg. Unter Motor haben wir uns eine gemütliche Hafenrunde in Piran gegönnt. Der Wasserstand? So hoch, dass die Hafenmauer gerade noch aus dem Wasser rausgeschaut hat. Von dort ging’s dann direkt weiter Richtung Triest. Der Wind hat sich noch einmal blicken lassen, also wieder Segel rauf – ein Traumtag.
Kurz vor der Hafeneinfahrt von Triest dann doch noch eine kleine Einlage, auf die ich ehrlich gesagt gern verzichtet hätt:
Guardia di Finanza.
Ich hab mir nur gedacht: „Ach nein, das brauch ich jetzt wirklich nicht auch noch.“
Ein kurzes Gespräch von Boot zu Boot, der Beamte recht freundlich auf Englisch, und es war schnell klar, dass wir nicht die Art von Kundschaft sind, auf die sie es abgesehen haben. Mit einer schwarzen Dieselwolke als Abschiedsgruß haben sie das Weite gesucht.
Samstag, 11 Uhr, Triest, alte Stadthafenmole, Leinen fest. Endlich ein echter italienischer Espresso! Und – sehr wichtig – eine italienische Gastlandflagge um wohlfeile acht Euro erstanden. Man will ja schließlich den italienischen Nationalstolz nicht beleidigen.
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